Hopital Espoir – Die Rückkehr an den Ort, an dem vieles für uns begonnen hat
1. Juli 2017Olymp-Bezner-Stiftung spendet für Haiti-WIR-helfen – Danke!
14. Juli 2017Haiti: wir gehen. Wir kommen wieder. Hier gibt es noch etwas zu erledigen. „Dano – WIR bauen eine Schule!“
Ich bin spät ins Bett gekommen. Es treibt mich um. Saß noch lange im Guesthouse am Pool. Die Beine baumeln im Wasser. Ich bin in Gedanken in Dano – mehr mit der Organisation und den künftigen Aufgaben beschäftigt – als vom Baufortschritt begeistert. Ich habe gesehen und gespürt, dass hier etwas Gutes entsteht. Dennoch denke ich darüber nach, was wir versäumt haben und was wir besser machen können – besser machen müssen. Ein ganz wesentlicher Punkt wird sein, dass wir die Menschen in Dano noch viel stärker in die Pflicht nehmen müssen. Wir müssen sie einbinden. Klare Ansage: Ohne ihr Zutun – gibt es keine Schule. Das ist der Kernpunkt, den ich von diesem Besuch mitnehmen werde. Die Haitianer haben die Einstellung – wenn jemand mehr hat als ich, dann soll er bitte geben. Und gerne immer mehr. Das ist nicht unser Vereins-Sinn. Also müssen wir – wie weiß ich noch nicht – mit den Menschen vor Ort noch intensiver zusammen kommen. Ihnen Aufgaben geben – sie mitnehmen. Über die Distanz wird das nicht einfach – durch unseren Besuch und den persönlichen Kontakt wird es aber leichter sein. Und zur Not – mache ich mich zeitnah nochmal auf den Weg. Gegen 1:00 Uhr lege ich mich dann ins Bett. Irgendwie bin ich doch auch sehr zufrieden. Wer baut in seinem Leben schon eine Schule? Und die noch in Haiti? Das ist schon eine besondere Aufgabe.
Wie die letzten Tage werde ich gegen 6:00 Uhr wach. Der Tag erwacht draußen. Vor allem die Hähne streiten um ihr Vorrecht. Einer ist lauter als der andere. Ich stehe auf und beginne meine Sachen zu packen. Es ist keine große Sache. Schnell sind alle Sachen verstaut. Die meisten Klamotten kommen zuhause sowieso in die Waschmaschine. Beim Einpacken wir mir sehr klar – das war es mal wieder. Es geht nach Hause. Ich nehme so vieles mit. Es gibt hier in Dano so viel zu tun – auch strukturelle und organisatorische Aufgaben sind zu erledigen. Wer soll und kann das hier vor Ort übernehmen? Wir bräuchten eine Anneliese auch hier in Dano. Sie wird aber in Méyer gebraucht. Ich bin dankbar, dass Anneliese die finanziellen Dinge übernommen hat – und sehr akribisch über unser Geld wacht. Ohne ihre Unterstützung wäre das Projekt in Dano gar nicht möglich. Danke Anneliese. Inwieweit wir über die Distanz hier eine gute Struktur entwickeln können wird sich zeigen – wir werden aber ganz sicher unsere finanzielle Unterstützung an ganz konkreten Leistungen orientieren. Vor allem das persönliche Engagement der Eltern von unseren Schulkindern wird hier gefordert werden. Und wenn es nur das Bringen von Steinen ist – damit wir um das Schulgelände eine Mauer bauen können. Wir werden uns damit in den nächsten Tagen und Wochen noch intensiv beschäftigen. Es soll auch ein Patenschafts-Programm geben – damit der persönliche Bezug zu den Kindern noch größer wird. Wenn jemand helfen möchte. Wobei wir immer das Gesamtprojekt in den Mittelpunkt stellen. Für all diese Erkenntnisse war diese Reise so wichtig – jetzt bin ich viel näher dran und habe vieles für mich neu erfahren.
Ich nehme mein Buch und setze mich unten auf die Terrasse – ich genieße die ersten heftigen Sonnenstrahlen und die Möglichkeit gemütlich ein Buch zu lesen. Meine Gedanken springen zwischen Dano und Kleinsachsenheim hin und her. Ich freue mich auch wieder auf zuhause – vor allem Andrea und Toni fehlen mir sehr.
Josephine macht uns ein tolles Frühstück – auch heute wieder mit frischen Früchten. Mango, Ananas – lecker. Ich springe nochmal in den Pool. Die Abkühlung tut gut. Dann machen wir uns langsam fertig. Josephine bringt uns mit ihrem alten Geländewagen zum Flughafen. Josephine ist Europäerin – sie hat einen Haitianer geheiratet. Der leider schon verstorben ist. Sie erzählt uns viel – über ihre Sichtweise des Lebens hier in Haiti. An vielen Stellen klingt das sehr ernüchternd – sie hat viel erlebt und erfahren in ihren langen Jahren hier in Haiti.
Jameson hat angekündigt, dass er uns am Flughafen verabschieden wird – wir haben leider vergebens auf ihn gewartet. Oder haben wir uns verpasst? Ich weiß es nicht. Es drückt aber auf jeden Fall die Gegebenheiten und die Denkweise der Haitianer aus – Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit sind nicht die Werte und Tugenden, die an erster Stelle stehen.
Ich habe ein paar wirklich gute Gespräche mir Jameson geführt – und ihm signalisiert, dass ich auf ihn zähle. Er kann aus meiner Sicht eine zentrale Position als Koordinator und Kommunikator zwischen uns und Dano werden. Ob er das dann auch kann und machen möchte – wir werden sehen. Das Einchecken war schnell erledigt. Bis wir dann aber endlich im Flugzeug saßen und startklar waren – waren wir über 1,5 Stunden verspätet. Gelassen bleiben. Ist ja nicht zu ändern. Am Flughafen von Port-au-Prince geht es turbulent zu. Die Organisation und Abwicklung ist speziell – wie das ganze Leben in Haiti eben.
Gegen 16:30 Uhr steht der Flieger dann zum Start bereit. Wehmut kommt auf. Ich habe hier noch so viel zu erledigen. Ich schließe kurz die Augen – und nehme mir fest vor, dass wir unser Projekt in Dano mit der Unterstützung aus Deutschland und der Einbindung der Menschen vor Ort nachhaltig auf den Weg bringen werden.
Wir sind gut unterwegs. Ich konnte mich vor Ort überzeugen – und selbst mitwirken. Was möchte man eigentlich mehr. Die Aufgaben für die Zukunft kristallisieren sich deutlicher raus – wir müssen sie jetzt klar definieren und dann in die Umsetzung bringen. Die große Herausforderung wird sein – unsere Vorgaben für die Menschen in Haiti greifbar zu machen. Und sie mitzunehmen – auch Verantwortung zu übertragen.
Wir haben einen Zwischenstopp in der Dominikanischen Republik – dann geht’s weiter Richtung Paris. Von dort aus fahren wir mit dem TGV nach Stuttgart und dann nach Sachenheim. Heim kommen. Andrea hat versprochen, mich vom Bahnhof abzuholen. Ich spüre sie schon. Und nehme sie in Gedanken in meine Arme. Bis ich dann zuhause bin – war ich ca. 30 Stunden wach. Im Flugzeug konnte ich leider keinen Schlaf finden. Die Rückreise steckt einem schon mächtig in den Knochen. 7.000 km müssen ja auch erst mal überwunden werden. Die Erlebnisse vor Ort in Haiti und Dano entschädigen für vieles. Ich möchte in Zukunft eine noch engere Bindung zu den Familien aufbauen, die ab September ihre Kinder in unsere Schule schicken. Jameson und Pastor Dominique werden uns hoffentlich dabei unterstützen. Wir werden weiter aktiv an unserem Projekt „Dano – WIR bauen eine Schule!“ arbeiten und dran bleiben. Jetzt fällt mir vieles leichter, da ich die Menschen vor Ort besser deuten kann. Die Schule in Dano ist unser (Uwe Sindlinger – 2. Vorsitzender und meines) Herzensprojekt. Wir wollen es so machen, dass die Menschen in der Region Dano und Kinder davon profitieren. Wenn möglich ab September – und dann nachhaltig für die Zukunft. Wir werden unser Möglichstes dafür tun. Aber auch die Haitianer vor Ort in die Pflicht nehmen und sie aktiv mit einbinden.
Danke allen, die mir diese Reise nach Haiti und Dano ermöglicht haben. In erster Linie bedanke ich mich bei meiner Frau und meinem Sohn – die mir in der Agentur und zuhause den Rücken frei gehalten haben. Danke an Felix fürs Mitkommen und Mitwirken. Danke Pastor Dominique mit seiner Familie für die wundervolle Gastfreundschaft. Danke Jameson für seine Freundschaft und fürs Übersetzen. Danke Anneliese – fürs Zuhören und das sein. Danke Gladys – dass sie uns mit zur École Espoir und zu Hope-Home mitgenommen hat und wir dort Zeit mit den Kindern verbringen durften. Danke allen, die sich während der Reise mit uns beschäftigt und die sich um uns gekümmert haben. Danke Uwe Sindlinger mit Familie – dass ihr mich in Gedanken und mit guten Worten begleitet habt. Ich spüre und denke, dass wir schon bald wieder nach Haiti aufbrechen werden. Es gibt dort viel zu tun. Die Nähe zu den Menschen wird uns dabei helfen – die Schule fertig zu bauen und dann einen geregelten Schulbetrieb gewährleisten zu können. Das ist das Ziel. Das ist die zentrale Aufgabe.
Ich hoffe, dass ich alle Blogleser mitnehmen konnte – und alle mit mir gemeinsam ein bißchen in diese Welt und meine Gefühle eingetaucht sind. Ich freue mich auf und über viele Reaktionen. Ob per eMail, auf Facebook, per Telefon oder persönlich. Sprecht mich an. Tragt die Botschaft zu „Haiti-WIR-helfen e.V.“ in die Welt hinaus. Wir hoffen auf viel Engagement – wenn jeder ein bißchen gibt (gerne auch ein bißchen Zeit), dann ist es für den Einzelnen nicht so viel!
DANKE!
Matthias Eigel – 1. Vorsitzender „Haiti-WIR-helfen e.V.“